Immendorffs Plastiken die Form geben

 Elvira Meisel-Kemper

Abwechslungsreich war schon der Aufbau, denn die 600 Kilogramm schwere Plastik des „Argus“, die im Eingangsbereich als Blickfang in einer Kiste mit Holzwolle steht, ließ Nierske anfangs zweifeln, ob die Aufstellung überhaupt gelingen würde. Kucken hat mit dem Werk die Göttergeschichte aus dem alten Griechenland mit Argos, einem Riesen mit hundert Augen, in eine liegende Kopfplastik überführt. 

„Abgefärbt von großen Kollegen“, lenkte Nierske den Blick auf die gesamte Ausstellung und auf den Ausstellungstitel. Eugene Delacroix, Pablo Picasso, Joseph Beuys und Jörg Immendorff sind für Kucken Inspirationsquellen für seine eigene Kunst. Kucken würzt die Rezeption mit einer großen Menge Humor, aber auch mit künstlerischem Feingefühl, wodurch Motivideen nur die Basis darstellen für innovative, eigene Ideen. 

Der 53-jährige Künstler ist Leiter der Gipsformerei an der Kunstakademie in Düsseldorf. Er studierte Kunst an der Pädagogischen Hochschule in Neuss, arbeitet seit 1985 als freischaffender Künstler, lehrte acht Jahre an der Bauhaus-Universität in Weimar und wechselte 2003 an die Kunstakademie in Düsseldorf. 

Kucken hat in den letzten Lebensjahren Jörg Immendorff die Plastiken nach den Entwürfen des kranken Künstlers geformt. Er schuf 2007, im Todesjahr von Immendorff, die kleine Plastik „Jörg und Affe“, die in der Ausstellung zu sehen ist. Der Affe war das Markenzeichen der Skulpturen Immendorffs. „Ich habe viel zu tun gehabt mit Immendorff. Ich habe ihm viele Figuren modelliert. Damit war ich sein ,Affe?“, erzählte Kucken. Immendorff wurde seit Beginn der 1980er Jahre einer der bekanntesten deutschen Künstler der Gegenwart. 

Wie sehr sich Kucken mit der Kulturgeschichte auseinander setzt, belegt der Tisch mit 32 Venusfigurinen.

„Ich habe mich mit dem Schönheitsideal der Frauen aus den letzten 30000 Jahren auseinander gesetzt.“

Kucken beweist in der Ausstellung aber noch viel mehr: Humorvoll fokussiert er den Blick auf eine nicht ganz schlanke Urlauberin im Badeanzug unter einem alten Lesegerät.

Zahlreiche Zeichnungen und Druckgrafiken in feinster Strichätzung belegen, dass Kuckens Herz im Grunde an der Zeichnung hängt: „Zeichnen ist mir sehr wichtig“, bestätigt er im Gespräch.

Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung von den jungen Musikern Leonie Schröder (Klarinette) und Tom Straukamp (Saxophon). Zudem gab es eine von der Rechtsanwältin Marion Snoeyinck geleitete amerikanische Versteigerung, deren Erlös in Höhe von 275 Euro an den Förderverein der Kinderkrebshilfe in Münster fließt. Für die Versteigerung hatte Kucken eine kleine Porträtplastik von Joseph Beuys zur Verfügung gestellt.